Zukunftsgestalter im Unternehmen – Innovation oder Konformität?

Zukunftsgestalter

Unsere Wirtschaft verändert sich ständig. Wer da mithalten möchte, muss stets auf dem neusten Stand sein. Doch ist das genug oder bedeutet mithalten zu können, Mittelmaß zu sein? Ganz oben spielen nur die mit, die sich durch ihre Einzigartigkeit vom Standard abgrenzen. Doch wie grenzt man sich ab? Wie glänzt man durch Innovation? Durch frischen Wind und unkonventionelle Ideen – durch Zukunftsgestalter! Aber ist das im Unternehmen gewünscht?

Man sagt, in Krisen wächst es sich am besten. Genau die richtige Zeit, um sich neu zu erfinden; über sich hinauszuwachsen. Neu, anders, besser – Zukunft1. Aber nicht in jedem Unternehmen sind Wandel und Innovation erwünscht. Schließlich hat es bei einigen Unternehmen einen Grund, warum man sie als traditionell beschreibt2. Sicherlich trifft dies nicht auf jede traditionelle Firma zu, denn manche haben sich den Titel ausschließlich aufgrund langer Marktzugehörigkeit verdient. Jedoch dient traditionell oft als Synonym für gleich, für alles wie damals, für „business as usual“. Diese Unternehmensstrategie hat hingegen ausgedient, denn mit den Methoden von gestern werden die Herausforderungen von morgen kaum zu bewältigen sein3.

Digitalisierung wird zur neuen Startkompetenz im Einstellungsprozess, um neue Ideen schnell identifizieren und umsetzen zu können4; persönliche Umgang mit Wandel zur Schlüsselkompetenz in allen Positionen5. Diese neuartige gar besondere, innere und offene Haltung ist es, die den Unterschied zwischen Niederlage und Sieg, Bedeutungslosigkeit und Rampenlicht oder Scheitern und Erfolg ausmacht6.

Unternehmen brauchen Zukunftsgestalter, Weiterdenker, Pioniere7, kreative Chaoten, die Generation Z. Denn genau diese Personen sind es, die zu den ideenreichen, visionären, empathischen und engagierten Mitarbeitenden zählen, die dank unkonventioneller Talente und manch unorthodoxer Sichtweise Großes bewirken können8.

Für Unternehmen geht es dabei um Adaptionsvermögen9. Die digitalisierte Welt wandelt sich täglich – wer da nicht aufpasst steigt schneller aus dem Wettbewerb aus als gedacht. In der Unternehmenskultur sollte Mut zum Widerspruch durch positive Feedbackkultur geschaffen, eine offene Lernkultur der Führungsebenen eingeführt und genügend Freiraum zum Experimentieren ermöglicht werden10. Mit Neugierde und Tatendrang11 dorthin kommen, wo bislang noch niemand war12.

Leider ist es jedoch auch jener Digitalisierung geschuldet, dass die Lücke zwischen Spitzenreitern und allen anderen stets wächst. Wer nicht gerade marktführend ist, besitzt daher meist nicht die notwendigen Kapazitäten, um etablierte Spieler:innen auf einem bestimmten Feld herauszufordern13.

Jedoch braucht unsere Wirtschaft Andersmacher und keine Kopierer, um genau diese statischen Machtverhältnisse in der Wirtschaft zu verändern14. Man nennt sie auch „Change Maker“15, die unkonventionellen Köpfe unter uns. Jedoch ist es ein natürlicher Prozess bei Menschen, dass Veränderung etwas Bedrohliches an sich hat. Menschen sind Gewohnheitstiere, und scheuen oft Sachen, die ihren gleichbleibenden, ruhigen und vorhersehbaren Alltag stören16. Man verschließt sich schnell vor großen Veränderungen, weil man meist die Konsequenzen nicht vollkommen abschätzen kann. Es verbleiben Unsicherheiten, etwas, was Menschen von Natur aus vermeiden wollen – Altes hat sich doch immer bewährt. Aber kommt man so weiter?

„Der Fernseher wird sich nicht auf dem Markt durchsetzen. Die Menschen werden sehr bald müde sein, jeden Abend auf eine Sperrholzkiste zu starren“, sagte Darryl F. Zanuck, der Chef der Filmgesellschaft 20th Century Fox17 nach der Einführung des Fernsehers in die privaten Haushalte. Hatte er Recht? „Es gibt keinen Grund dafür, dass jemand einen Computer zu Hause haben wollte“, so Ken Olson, Präsident der Digital Equipment Corp18 nachdem die ersten Computer im Eigenheim nutzbar waren. Zwei immense Veränderungen der Geschichte mit Konsequenzen, die auch Jahrzehnte später kaum zu fassen sind. Zwei Wandel, die nur stattgefunden haben, weil ein kreativer Chaot den Geistesblitz hatte. Und diese Person hatte Recht damit, denn beide Erfindungen bestimmen heutzutage unseren Alltag. Die Kombination beider Erfindungen in bekannten Streaming-Plattformen hätte sich zu der Zeit noch niemand träumen lassen.

Das Entscheidende beim Wandel ist nicht unser Wissen an sich, sondern vielmehr, was wir damit anstellen19. Bereits in den 30er Jahren wurden die ersten Computer erfunden und fortan weiterentwickelt; Ende der 80er wurden jedoch erst vereinzelt Heimcomputer eingeführt20. Eine Entwicklung die sich damals niemand hätte vorstellen können. Wahre Kreativität wirkt im ersten Moment (und wahrscheinlich auch im zweiten) gefährlich, bedrohlich oder sogar provokativ21, wodurch sich viele ihrer gegenüber verschließen. Doch, Neues kann nur dort blühen, wo die Chancen dazu eingeräumt werden – „old ways don’t open new doors“22. Köpersprache-Experte Samy Molcho hat das Thema sehr gut zusammengefasst: „Ich bin die Summe meiner Möglichkeiten“23. Der kreativste Kopf, kann die besten Ideen haben. Besteht jedoch nicht die Möglichkeit diese (im Unternehmen) durchzusetzen, wird nie jemand von der Idee erfahren und der Wandel durch Zukunftsgestalter wird gestoppt, sowie die Kreativität eingeschränkt oder sogar verhindert wird.

ZUKUNFTSGESTALTER IM BEWERBUNGSVERFAHREN

Die meisten Unternehmen, die sich auf der Personalsuche befinden, suchen nach Personen, die ideal ins Unternehmensbild und die Kollegschaft passen. Eine nonkonforme Bewerbung oder ein alternativer Lebenslauf? Damit können wir hier nichts anfangen24. Wenn die bekannte Ordnung gestört wird, neigen Personalberatungen sowie Unternehmen oft dazu, lieber zu den Leuten zu greifen, die sich anpassen, eingliedern und ideal zur Belegschaft passen. Ein ungestörtes Unternehmensbild und eine gleichbleibende Ordnung – ein vermiedener Wandel und verhinderte Kreativität. Je nach dem aus welchem Blickwinkel man die Situation betrachtet, haben beide Seiten etwas Wahres an sich.

Meist sind Bewerbungsverfahren darauf ausgelegt, anfallende Vakanzen mit Personen zu besetzen, die sich eingliedern und die das eventuelle Assessment Center mit Bravour bestehen25. Andersdenker oder Leute mit innovativen Ideen und unkonventionellen Vorschlägen gehen hier schnell unter oder fallen gänzlich aus der Auswahl.

Auch das Onboarding kann, je nach Blickwinkel, kontraproduktiv verlaufen. Eine generalisierte Einarbeitung in Arbeitsweisen und Gepflogenheiten kann somit Veränderung vermeiden, hilft jedoch dem Onboardee bei dem Einleben und der Einarbeitung in das neue Unternehmen. Führungskräfte müssen bei diesem Prozess genau abwägen, bei welcher Vakanz eine exakte Einarbeitung sinnvoll ist und bei welcher vielleicht ein innovativer Weg ins Unternehmen einen persönlichen sowie für das Unternehmen wirtschaftlich positiven Wandel mit sich bringen könnte26. Denn eins ist klar: Wenn sich ein Unternehmen weiterentwickeln möchte, geschieht dies weder über Nacht noch, wenn die Augen vor dem Neuen und Unkonventionellen geschlossen werden.

Konformismus ist also der falsche Weg und zu viel Veränderung führt zu Überforderung. Und was nun? Haben Sie sich schon mal gefragt, wo war ich heute vor zehn Jahren? Bin ich noch immer exakt dieselbe Person wie damals? Oder macht Ihnen der Gedanke ebenfalls Angst, sich in so vielen Jahren nicht ein Quäntchen verändert zu haben? Warum sollte Ihr Unternehmen sich dann nicht ebenfalls weiterentwickeln und genauso mit der Zeit gehen, wie Sie es getan haben27? Wenn uns die Digitalisierung eins gezeigt hat, dann ist es, dass der stetige Wandel wie zwei Seiten einer Medaille ist. Beängstigend und beflügelnd zugleich. Doch nur Wandel und jene Zukunftsgestalter, die ihn vorantreiben, bringen uns persönlich sowie unsere Wirtschaft weiter.

QUELLEN

[1][2][4][27] https://www.wirtschaftsforum.de/expertenwissen/sie-brauchen-neue-ideen-interne-querdenker-fragen

[3][5][6] Grzeskowitz, I. (2017). Let’s talk about change, baby!: Ein Motivations-Manifest für Unternehmer, Querdenker und alle, die es werden wollen (1. Aufl.). Gabal Verlag GmbH.

[7][9][10][11][12][14][15][16][24][25][26] https://www.humanresourcesmanager.de/news/zukunftsgestalter-sind-sie-bei-ihnen-erwuenscht.html

[8][17][18][23] Nussbaum, C. (2011). Bunte Vögel fliegen höher: Die Karriere-Geheimnisse der kreativen Chaoten. Campus Frankfurt / New York.

[13][19][21] Rehn, A., & Haas, J. W. (2012). Gefährliche Ideen: Von der Macht des ungehemmten Denkens. Campus Frankfurt / New York.

[20] https://de.wikipedia.org/wiki/Heimcomputer

[22] https://www.mindforest.com/old-ways-wont-open-new-doors/

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