Gruppen- oder Teamarbeit? Wie arbeiten Sie?

Teamarbeit

Die allseits bekannte Gruppenarbeit. Manch einer mag sie besser in Erinnerung haben als andere. Gruppenarbeiten können zu Synergien untereinander führen und machen die Arbeit nicht nur einfacher, sondern meist auch schöner. Doch, wer kennt es nicht? Eine Gruppenarbeit mit ein paar neuen Kolleg:innen und man hat das Gefühl, man macht den Hauptteil alleine und die anderen ernten den Dank. Das Arbeiten mit anderen begleitet uns durch unser ganzes Leben, angefangen im Kindergarten und auch heute im Berufsleben ist Teamarbeit noch ein Thema.  Denn Gruppen- und Teamarbeit sind doch das gleiche, oder? Nein! Aber worin unterscheiden sie sich dann?

WAS IST DER UNTERSCHIED ZWISCHEN GRUPPEN UND TEAMS?

Was macht eine gute Gruppe aus? Um den Unterschied zwischen Gruppen und Teams verstehen zu können, müssen zuerst beide Begriffe definiert werden.

Eine Gruppe muss aus mehr als zwei Personen bestehen, die sich in regelmäßiger Interaktion zueinander befinden. Weiterhin müssen die der Gruppe zugehörigen Personen gemeinsame Normen und Verhaltensregeln befolgen, welche nicht explizit vereinbart werden müssen; sie sollten jedoch allen bekannt sein. Außerdem weisen Gruppen stets verschiedene Rollen auf, welche man als soziale Rollen oder sozialen Status beschreibt. Eine Gruppe muss stets einen Sinn oder ein gemeinsames Ziel verfolgen. Außerdem muss sie sich klar nach außen abgrenzen, wodurch jedem Mitglied klar sein muss, wer dazu gehört und wer nicht. Mitglieder identifizieren sich also mit der Gruppe, wodurch ein Austauschen dieser ungewöhnlich ist. 1

In der Wissenschaft beschränkt man sich meist auf zwei verschiedene Formen von sozialen Gruppen – die formellen und die informellen Gruppen2. Formelle Gruppen haben meist ein genaues Ziel vor Augen, sind klar organisiert und wollen schlussendlich eine gewisse Aufgabe erledigen. Diese Art der Gruppen zeigt sich meist im Berufsleben. HR-Abteilungen bilden beispielsweise eine Gruppe innerhalb des Unternehmens. Sie arbeiten auf lange Sicht zusammen und verfolgen das Ziel, die Positionen in ihrem Unternehmen stets bestmöglich zu besetzen und die Zufriedenheit aller Mitarbeitenden zu fördern. Außerdem sind Rollen und Aufgaben klar vorgegeben. Daher werden im Berufsalltag Stellenbeschreibungen so formuliert, dass Bewerbende gewisse Charakteristika und Qualifikationen mitbringen müssen, damit sie ideal in die Gruppe und zu der zu erfüllenden Aufgabe passen. Informelle Gruppen hingegen basieren meist auf Sympathie, einer gemeinsamen Gefühlslage, geteilten Interessen oder Erwartungen. Sie sind meist klein, persönlich und emotional befangen. Informelle Gruppen können sich innerhalb sowie außerhalb von formellen Gruppen bilden, wie beispielsweise externe Freundeskreise oder wenn Kolleg:innen ebenfalls zu engen Vertrauten werden.

Teams hingegen sind eine künstlich geschaffene Gruppe mit dem reinen Ziel eine Aufgabe zu erledigen. Das klingt auf den ersten Blick ähnlich – ist es auch. Der Unterschied liegt jedoch darin, dass der Fokus rein auf der Aufgabe liegt und nicht auf der Gruppe und deren Synergie an sich. Ändert sich die Aufgabe beziehungsweise wurde die Aufgabe erfolgreich abgeschlossen, so ändert sich auch das Team. Außerdem kann man auch schon ab zwei Personen von einem Team sprechen – diese werden nur basierend auf ihren Eigenschaften ausgewählt, um die jeweilige Aufgabe bestmöglich erledigen zu können.3

TEAMARBEIT DEFINITION:4

Wann spricht man also von einem Team? Von einem Team ist meist dann die Rede, wenn die Dauer der Zusammenarbeit vorübergehend, also zeitlich begrenzt (oft projektbezogen) ist. Wer hat Team- und Gruppenarbeit also nicht schonmal verwechselt, wenn sich über die anderen Mitglieder beklagt wurde, die während der Gruppenarbeit viel weniger getan haben als man selbst? Um den Unterschied genauer zu verdeutlichen, könnte man das Beispiel einer Schulklasse nehmen. Die gesamte Klasse ist eine Gruppe. Sie basiert auf sozialen Strukturen und hat den Sinn, den Schulalltag so schön wie möglich zu gestalten, Freunde zu finden, eine soziale Identität aufzubauen und gemeinsam den Schulabschluss zu schaffen. Geht es jedoch an die oft verpönte „Gruppenarbeit“, welche in einer Präsentation vor der Klasse endet, so muss man hier eigentlich von Teamarbeit sprechen. Denn, ist die Präsentation gehalten, so löst sich das Team auf. Das einzige Ziel hier war es, eine (im besten Fall) gute Note zu erzielen.

Wie bei den Gruppen, besitzen Teams ebenfalls verschiedene Merkmale, die erfüllt werden müssen, um sich als Team zu klassifizieren. Auch hier geht es um eine gemeinsame Aufgabe, regelmäßige Treffen, ein Zugehörigkeitsgefühl, offene und zielführende Kommunikation und ein gemeinsames Ziel. Die Unterschiede sind jedoch wie gesagt: Ein begrenzter Zeitraum der Zusammenarbeit, die Austauschbarkeit einzelner Mitglieder und die Eigenverantwortung gegenüber der Erledigung bestimmter Aufgaben.

WAS MACHT EIN GUTES TEAM AUS? 5

Um effizient arbeiten zu können, gibt es gewisse Voraussetzungen für erfolgreiche Teamarbeit. Nur unter diesen Umständen kann ein Team zielführend und harmonisch miteinander arbeiten, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Zuerst muss ein gemeinsames Teamdenken vorhanden sein. Wer hier egoistisch denkt, treibt das Team weder voran, noch hat die Person eigentlich etwas in einem Team zu suchen. Nur wenn alle Mitglieder an einem Strang ziehen, kann das Projekt optimal zu Ende gebracht werden. Außerdem muss jedes Teammitglied ein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl vorweisen. Da in Teams meist eine Arbeitsteilung herrscht, muss jedes Mitglied auch dazu fähig sein, die eigenen Fehler vor den anderen einzugestehen und die Konsequenzen dafür auf sich zu nehmen. Im optimalen Fall arbeiten alle nach bestem Wissen und Gewissen, um gravierende Fehler zu vermeiden. Wird ein Fehlverhalten vor den anderen Teammitgliedern verschwiegen, so müssen meist alle darunter leiden. Außerdem entstehen somit Vermutungen über mögliche Schuldtragende und jeder beginnt, jeden zu verdächtigen. Das stört nicht nur die Motivation und Leistung aller Mitglieder, sondern auch das gesamte Betriebsklima. Teamarbeit charakterisiert sich meist durch eine klare Organisation und genaue Vorgaben darüber, wer, was, wann zu erledigen hat.

WARUM IST TEAMARBEIT WICHTIG? 6

In Teamarbeiten ist die Unterteilung von Aufgaben von immenser Bedeutung für die Effektivität des Arbeitens. Manche Aufgaben werden zusammen und manche allein gelöst. Egal wie groß der Eigenanteil dieser Aufgaben ist: Menschen sind soziale Wesen. Sie suchen aktiv den Kontakt zu ihren Mitmenschen, denn Zugehörigkeit und Ansehen sind von immenser Bedeutung für sie. Das Ausbleiben sozialer Zugehörigkeit zeigt sich sogar in körperlichen Reaktionen, denn der Körper reagiert auf soziale Ablehnung ähnlich wie bei physischen Schmerzen. Eine positive Anerkennung erzeugt demnach positive Emotionen. Kontakt zu anderen macht uns also wortwörtlich glücklich! Daher scheint es nicht überraschend, dass wir auch im beruflichen Umfeld nach positivem sozialen Kontakt streben.

WIE GELINGT GUTE TEAMARBEIT? 7

Um effektiv in einem Team arbeiten zu können, müssen bestimmte soziale Rollen vergeben werden. „Eine soziale Rolle ist das charakteristische Verhaltensmuster, das eine Person [in einer Gemeinschaft] zeigt“. Diese Rollen werden teils von Vorgesetzten zugeteilt, meist entstehen sie jedoch aus der Dynamik der Gruppe heraus. Bei Teamarbeit ist es wichtig, dass jeder die Rolle annimmt, in der die eigenen Stärken besonders gut zum Einsatz kommen. Auch in Gruppen an sich gibt es bestimmte Rollen, die von Personen (auch ungewollt) eingenommen werden und daraufhin als Selbstverständlichkeit von den anderen Mitgliedern aufgefasst werden. Solche Gruppenstrukturen sind schwer veränderbar. Hat man beispielsweise öfter als die anderen die Spülmaschine im Büro ausgeräumt, kann es schnell passieren, dass die Kollegschaft einem diese Rolle zuspricht – man bleibt also die Person, die immer die Spülmaschine ausräumt. Dies ist natürlich ein banales Beispiel, doch auch solche Rollen, werden in Gruppen sowie Teams eingenommen. Diese Art der Rolle wird in der Sozialpsychologie auch als sozialer Status betitelt und beschreibt die soziale Rangordnung8.

Aufgabenbezogene Rollen basieren meist auf unterschiedlichen Einflüssen (Charakteristika, Voraussetzungen, Qualifikationen) und sind oft stark abhängig von der Aufgabe an sich. Ist erst einmal die ideale Aufgabenteilung gefunden, so kann es jedem ermöglicht werden, das zu tun, was er am besten kann.

In vielen Unternehmen lässt sich jedoch noch immer sagen: Zusammenarbeit findet nur selten statt9. Je nach Branche sind Teamarbeiten selbstverständlich weniger wichtig als in anderen, jedoch sollten Vorgesetzte Wert darauflegen, eine formelle Gruppe zu schaffen – wenn nicht sogar mit dem Ziel, informelle Beziehungen untereinander zu fördern. Dabei wären wöchentliche Meetings ein Anfang, wo kurz besprochen wird, welche Abteilung sich aktuell wo befindet und was zukünftig noch ansteht. Das wäre nicht nur für das Betriebsklima förderlich, sondern auch für das persönliche Wohlbefinden aller Mitarbeitenden, denn dies steigert erwiesenermaßen die Motivation sowie die Produktivität.

QUELLEN

[1] Bernhard Schäfers (Hrsg.): Einführung in die Gruppensoziologie. Geschichte – Theorien – Analysen. 3., korrigierte Auflage, Wiesbaden 1999, ISBN 3-494-02251-8, S. 20/21.

[2] https://www.bpb.de/lernen/grafstat/klassencheckup/46343/m-02-10-der-mensch-ein-gruppenwesen

[3][7] https://wpgs.de/fachtexte/gruppen-und-teams/team-gruppe-definition-merkmale-unterschied/

[4][5][6][9] https://karrierebibel.de/teamarbeit/

[8] https://lexikon.stangl.eu/16270/sozialer-status

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