Hybrides Arbeiten – The Best Of Both Worlds?

Hybrides Arbeiten

Arbeitsplätze haben sich nicht nur innerhalb von Deutschland, sondern weltweit angepasst. Krisenbedingte Veränderungen wurden angenommen und umgesetzt. Doch wie geht es nach der Krise weiter? Sind wir bereits an dem Punkt, uns darüber Gedanken machen zu können? Oder ist die Rückkehr in unser gewohntes „Normal“ eine Wunschvorstellung, von der wir bis auf Weiteres Abstand nehmen müssen? Doch wagen wir das Experiment an ein Danach zu denken. Wie geht es weiter, wenn die Arbeitswelt in den Normalzustand zurückkehrt? Waren alle Mühen der Umstellungen auf digitales Arbeiten umsonst?1 Mit steigender Impfquote nimmt auch die Anzahl der Unternehmen zu, die ihren Betrieb zurück ins analoge Leben holen – das Arbeiten vor Ort. Doch ist eine Rückkehr ins Büro überhaupt noch erwünscht? Hört man sich bei Bekannten um, so kristallisiert sich schnell heraus: Manche zählen die Tage, bis sie endlich wieder täglich ins Büro gehen können und andere wollen die Arbeit von zuhause nicht mehr missen2. Stimmen und Meinungen hierzu spalten sich. Doch könnte hybrides Arbeiten Wünsche vereinen? Der einwandfreie Kompromiss, der die vermeintlich ideale Lösung aller Probleme auf dem Arbeitsmarkt darstellt? Doch welche Herausforderungen entstehen durch hybrides Arbeiten und wie können Unternehmen sowie Mitarbeitende von der neuen Art zu Arbeiten profitieren?3

Was ist hybrides Arbeiten?

Das Wort „hybrid“ kennen die meisten von uns wahrscheinlich aus der Automobilbranche. Die Vereinigung verschiedener Techniken für den bestmöglichen Antrieb – eine Kombination, die allen gerecht werden soll4. Auch auf dem Arbeitsmarkt gewinnen hybride Modelle an Wichtigkeit und Gehör. Doch mit Blick auf die Arbeit 4.0 umgibt sich der Begriff hauptsächlich mit Ungewissheit5. Arbeitsort und -zeit sind flexibel, aber wie flexibel genau6? Welche Optionen haben Unternehmen hier?

Generell kann jedes Unternehmen für sich entscheiden, welche Arbeitsmodelle am besten mit der Unternehmenskultur vereinbar sind. Oft wird eine Anzahl an Präsenz- und Homeoffice-Tagen festgelegt, woraufhin die Mitarbeitenden sich diese auf die Woche verteilen können, wie es ihnen am besten passt – wie, wo und wann also gearbeitet wird, ist von nun an Geschmackssache7.

Aktuell gibt es grob vier Varianten, die auf dem Arbeitsmarkt breitflächig vertreten sind.8

  • Vor Ort synchron.
    Die analoge Arbeit, die viele von uns aus Pre-Corona-Zeiten gewohnt sind. Alle arbeiten zusammen im Büro; physische Nähe tagtäglich.
  • Virtuell synchron.
    100% Homeoffice. Digitale Tools verbinden alle Mitarbeitenden untereinander; ein Büro ist hinfällig. Videokonferenzen und digitale Unterhaltungen prägen hier den Arbeitsalltag.
  • Vor Ort asynchron.
    Schichtarbeiter:innen kennen sich mit diesem System oft am besten aus – jede:r hat unterschiedliche Zeiten, zu denen gearbeitet wird. In sehr flexiblen Teams sollte der Begriff so bekannt sein, dass jeder zur Arbeit kommen kann, wie es am besten mit dem Privatleben zu vereinen ist.
  • Virtuell asynchron.
    Weder Zeit noch Ort sind hier vorgegeben. Oft wird diese Art der Arbeit bei Teams genutzt, die stark von internationaler Zusammenarbeit abhängen und sich je nach Termin an unterschiedliche Zeitzonen halten müssen.

Doch die neue Welt der Arbeit wird zukünftig in vielen Branchen aus einem Mischmodell bestehen. Synchrone sowie asynchrone Arbeit innerhalb des Teams; virtuelle sowie analoge Meetings im Unternehmen. Eine Kombination, die sich an die Bedürfnisse aller anpasst.9 Doch was muss gegeben sein, damit weder die Arbeitsmoral noch die Ergebnisse unter dem neuen System leiden?

Wie gelingt die Zusammenarbeit bei hybriden Arbeitszeitmodellen?10

Um einen reibungslosen Ablauf der hybriden Arbeit gewährleisten zu können, müssen einige Voraussetzungen im Vorhinein erfüllt werden. Denn schlussendlich steht und fällt der Erfolg hybrider Zusammenarbeit mit der vorhandenen Technologie und der Planung des Zusammenbringens von analoger und digitaler Arbeit. Sind diese Punkte nicht gegeben, so kann auch das beste Team nicht hybrid arbeiten.

Weitere wichtige Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, damit das Projekt hybrides Arbeiten Früchte trägt:

  • Transparenz
  • Selbstorganisation
  • Empowerment im Team
  • Vorbildfunktion der Führungskräfte
  • Selbstführungskompetenz
  • Teamgefühl und Zusammenhalt
  • Bereitschaft die neue Arbeitsweise anzunehmen

Jedes Unternehmen sollte ebenso schauen, welche Anforderungen die Mitarbeitenden persönlich haben. Natürlich kann man nicht auf jeden Wunsch eingehen, jedoch sind gewisse Präferenzen in Teams zu beobachten, die leicht umsetzbar sind. Ca. 83% bevorzugen digitale Meetings, wenn es darum geht, Routine-Informationen auszutauschen. 91% möchten jedoch lieber ein analoges Treffen im Büro ansetzen, wenn es um kreative Prozesse geht und Brainstorming gefragt ist. Ebenso finden es 79% eher entspannter, von zuhause aus zu arbeiten, wenn alltägliche Aufgaben abgearbeitet werden müssen; genauso viele bevorzugen jedoch den persönlichen Kund:innen Kontakt.11

Welche Herausforderungen gibt es bei der hybriden Arbeit?

Viele Unternehmen wurden aufgrund der Corona Pandemie von den Homeoffice Regelungen überrumpelt und mussten in kürzester Zeit auf 100%-ige Heimarbeit umstellen. Nun ist es möglich, auch das wieder zu revidieren und auf das so oft angepriesene New Work umzustrukturieren12. Da dies jedoch von nun an (voraussichtlich) keine Übergangslösung mehr sein wird, sondern unseren Arbeitsalltag langfristig begleiten wird, muss auch hier dem wesentliche Faktor Technologie ausreichend Beachtung geschenkt werden. Denn die aktuelle Krise hat uns erst den Anfang der digitalen Möglichkeiten gezeigt. Wenn Unternehmen die auf sie abgestimmte hybride Arbeitsmethode finden und implementieren, können sich neue Dimensionen der Zusammenarbeit ergeben.

Doch klein angefangen, sollte zuallererst auf hochwertige Hardware geachtet werden. Dabei dreht es sich nicht unbedingt um teure Markenprodukte, sondern um Webcams mit einer hohen Auflösung und Mikrofone, die auch Mikroreaktionen übertragen können.

Bei klassischen Videokonferenzen geht ein gewisser Anteil des Ton-Spektrums verloren, wodurch auch Zwischentöne und Mikroreaktionen, wie ein unbewusstes Räuspern oder das ein wenig zu energische Ausatmen, untergehen. Diese unbewussten Reaktionen sagen jedoch viel über die Meinung und Stimmung unseres Gegenübers aus und vermitteln im analogen Leben oft gewisse Schwingungen, die andeuten, was die Person vielleicht wirklich denken mag (auch wenn vielleicht etwas anderes ausgesprochen wurde). Es ist also extrem wichtig für ein direktes Feedback auch Mikroreaktionen erkennen und hören zu können.

Ein weiterer Faktor der für eine gute Ausstattung zuhause sowie im hybriden Konferenzraum spricht, sind Diskussionen. Auch im analogen Leben kann es schwierig werden, alles herauszufiltern, wenn fünf Personen gleichzeitig sprechen – bei qualitativ verbesserungswürdigen Mikrofonen kann dies jedoch schier unmöglich werden.

Zu viele Störfaktoren führen also zu einer schlechteren Kommunikation. Wer hybrid zielführend arbeiten möchte, sollte sich daher überlegen, ob die Investition in ein angemessenes digitales Fundament nicht am Ende vielleicht günstiger ist als regelmäßig fehlgeschlagene Kommunikation und andauernde Missverständnisse.13 14

Was sind die Vorteile von hybridem Arbeiten?

Das beste aus zwei Welten verbinden – Yes! You can have it all! Hybride Arbeit schlägt eine Brücke15 und ermöglicht es so, einige Tage im Büro mit sozialen Kontakten und dem Kaffeeklatsch im Flur, mit der Freiheit sowie der Flexibilität vom Homeoffice zu verbinden.16

Da die Belegschaft eines Unternehmens meist sehr verschieden ist, viele in den Genuss der Freiheiten von Homeoffice und co. gekommen sind und auch nicht bereit sind, diese wieder aufzugeben, werden starre Arbeitsmodelle wie „vor Ort synchron“ wohl kaum noch Zuspruch in der Belegschaft finden. Und schlussendlich geht es doch genau darum: Zufriedene Mitarbeitende leisten mehr in weniger Zeit, was wiederum wirtschaftliche Vorteile für das Unternehmen mit sich bringt.17

Weiterhin können zum Beispiel familienabhängige Fehlzeiten und verkehrsbedingte Verspätungen entfallen, wenn nicht mehr täglich das Büro besucht werden muss. Die Work-Life-Balance kann ein ganz neues Gleichgewicht finden, während die zwischenmenschlichen Beziehungen durch die einzelnen Bürotage gleichzeitig nicht zu kurz kommen.

Auch bringt hybride Arbeit ein Kostenersparnis sowie eine Talentbindung für Unternehmen mit sich. Wenn weniger Leute täglich im Büro sind, können die räumlichen Kapazitäten verringert oder sogar auf Coworking Spaces umgestiegen werden. Und Flexibilität und verbesserte Lebensqualität locken bekanntermaßen junge und vielversprechende Talente ins Unternehmen.18

Wie wird sich die hybride Wertschöpfung nach Corona gestalten?

Wie sich die ganze Situation auf dem Arbeitsmarkt jedoch durch das New Normal genau gestalten wird, ist aktuell rein hypothetisch. Unternehmen arbeiten an der für sie passenden Ausführung und den entsprechenden Konzepten, jedoch kann hier keine allgemein geltende Aussage getroffen werden.

Eine Möglichkeit ist die Arbeit mit Digital Concept Boards. Wenn alle im Unternehmen Zugriff darauf haben, kann die Zusammenarbeit nicht nur digitaler, sondern oft auch problemloser ablaufen als bisher. Mithilfe einer solchen Software können Aufgaben verteilt und miteinander abgesprochen werden sowie ToDo Listen erstellt werden, man kann nach Meinungsbildern und neuen kreativen Anregungen bitten und vieles mehr – cloudbasiertes Arbeiten ist die Zukunft und das Ende der Papier-Bürokratie.19

Unternehmen, wie beispielsweise Facebook, haben bereits veröffentlicht, wie sie sich digitale Konferenzen vorstellen könnten. Und zwar soll dies zukünftig mit Augmented Reality ablaufen – also mit Virtual Reality Brillen von zuhause aus. Mit Softwares wie Horizon Workrooms wäre es dann möglich, eine Konferenz mit Avataren abzuhalten, welche den realen Personen bis aufs kleinste Detail ähneln – somit kann virtuellen Begegnungen eine soziale Tiefe verliehen werden.20

Auch Plenarräume sind im Gespräch. Diese sollen eine Videoübertragung in höchster Auflösung aus einem Konferenzraum ermöglichen, welcher mithilfe mehrerer Bildschirme sowie Kameras unterschiedliche Perspektiven preisgibt. Somit entsteht das Gefühl, man wäre live dabei.21

Denn klar ist: Kommunikation wird auf lange Sicht gesehen asynchroner werden, als sie es aktuell ist. Zufällige Begegnungen in der Küche und gemeinsame Lunchs werden weniger werden, sollten jedoch nicht gänzlich wegfallen, da auch die Arbeit ein sozialer Ort ist. Eine Lösung muss her und sie wird weder klar noch eindeutig oder einfach sein. Hybrides Arbeiten scheint aktuell eine mögliche Lösung des Problems zu sein – und sie wird nicht die einzige bleiben.22 Doch die Ära der Schwarz-Weiß Modelle geht langsam, aber sicher zu Ende23 und Unternehmen müssen sich darauf einstellen Wege zu finden, die auf die unterschiedlichsten Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden flexibel eingehen können, um diese langfristig ans Unternehmen zu binden24.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird sich das Modell der hybriden Arbeit langfristig durchsetzen25. Doch wer weiß, was noch kommt? Ist dieses Modell lückenlos und perfekt? Nein. Aber es gibt nun mal keine one size fits all-Lösung25. Und vielleicht ist hybrides Arbeiten aktuell genau das, worauf unser Arbeitsmarkt lange hingearbeitet hat.

Quellen

[1][2][18] https://factorialhr.de/blog/hybride-arbeit/

[3][5][6][8][9][10][11][12][13][15][19][20] https://persoblogger.de/2021/08/30/praxistipps-hybrides-arbeiten-technische-themen-im-new-normal

[4] https://www.heycater.com/de/hub/hey-wissen/hybrid-work

[7] https://summitsolutions.odoo.com/blog/blog-news-1/post/hybrides-arbeiten-und-virtuelles-buro-wie-funktioniert-das-in-der-praxis-14

[14][22][25][26] https://www.humanresourcesmanager.de/news/hybride-arbeitsmodelle-strategien-und-tipps.html

[16][17][23][24] https://www.personio.de/blog/hybrid-work-ist-hier/

[21] https://www.integratedconsulting.at/insights/praxistipps-technik-hybrides-arbeiten-hybride-settings/

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