Von New Work zu New Normal – eine wahrgewordene Vision?

New Work

New Work – definitiv ein Buzzword, welches uns seit einiger Zeit verfolgt. Ob die Technologie oder den Arbeitsplatz betreffend, fast immer geht es dabei um den digitalen Wandel1. Durch den exogenen Schock der Corona Pandemie – unerwartet und unverschuldet – wurden Unternehmen zum Umdenken gezwungen2, denn die digitale Zukunft, die seit Jahren vorhergesagt wird, ist nun schneller als erwartet eingetreten3. Für die meisten Firmen war dies ein immenser Aufwand und eine enorme Umstellung, doch sind sie nun digital vorbereitet auf das was noch kommt? Viele werben bereits mit New Work im Arbeitsalltag4; eine verallgemeinerte Darstellung von dem, was der Begriff wirklich bedeutet. Doch wie wird Arbeit 5.0 aussehen? Wie gestaltet sich New Work und was wird zum New Normal?

Was versteht man unter New Work?

Klar ist, alle Überlegungen zur New Normal Arbeitswelt basieren auf der Annahme, dass nach der Pandemie wieder ein Normalzustand einsetzen wird. Wie dieser genau aussehen wird, ist bisher nicht klar definiert.

Die ursprüngliche Idee des New Way of Work kommt von dem amerikanischen Professor Frithjof Bergmann (*1930; †2021)5, welcher New Work als Alternative zum vorherrschenden Lohnarbeitssystem ansah. Seine These damals: Das Jobsystem neige sich dem Ende und die Menschheit könne sich dadurch von der „Knechtschaft der Arbeit“ befreien. Die zentralen Werte der neuen Arbeit waren nach Bergmann Selbstständigkeit, Freiheit und Teilhabe an der Gesellschaft.

Zwischen der ursprünglichen These und der New Work Definition von heute sind also eindeutige Schnittstellen zu erkennen6. Heute definiert sich der Megatrend New Work durch Arbeitszeitflexibilisierung, Arbeitsortflexibilisierung (z.B. Homeoffice, Remote Work) und die generelle Flexibilisierung von Unternehmensstrukturen, Denkweisen und Gewohnheiten. Außerdem wird speziell Wert auf das kollaborative Arbeiten gelegt – also Vernetztheit, Mentoring, Interdisziplinarität und einen (globalen) Wissenstransfer7.

Für diesen Arbeitsstil muss sich auch die Führungsebene anpassen. Es benötigt Impulse und Signale von Oben sowie das ideale Maß an Mitgestaltung und Mitbestimmung – ein Balanceakt der Extraklasse. Fokus Mensch ist hier das neue Motto. Mitarbeitenden Mut machen und Freiraum für Ideen und Fehler schaffen. Eine Vorbildfunktion einnehmen, Mitarbeitende stärken und eigenverantwortliches Handeln unterstützen.8 Denn auch heute noch werden viele Managementaufgaben, wie Staffing und Projektinitiierung, nach der Top-Down Methode geregelt9.

Was ist New Normal?

The New Normal ist die etablierte Arbeit 5.0; der Moment, ab dem Unternehmenskommunikation als physisches Gesamtbild verstanden wird10 und dezentrales Arbeiten zur Normalität geworden ist. Früher noch die Diskussion über eine stylische Inneneinrichtung für die optimale Arbeitsatmosphäre und die beste Kaffeemaschine für die Küche. Heute Unsicherheit darüber, was einen guten Arbeitsplatz überhaupt ausmacht11. Klar ist, eine Zusammenarbeit, wie wir sie von Prä-Corona-Zeiten her kennen, wird es zukünftig so nicht mehr geben12. Zwar sind Homeoffice und Remote-Work (welche einen Großteil des New Normal Working Model ausmachen) nicht in allen Unternehmensbereichen umsetzbar13, jedoch sollte alles dafür getan werden, alle Bereiche so digital wie nur möglich zu gestalten. Viele Unternehmen erwerben teure Software-Lizenzen, können jedoch das vollständige Potenzial dieser nicht ausnutzen14. Aus mangelndem Interesse oder fehlender Kompetenz, werden meist nur die Basics genutzt – der vollständige Umfang der Lizenzen sind bei Führungspersonen und Unternehmen meist nicht einmal bekannt. Dabei könnte eine digitale Arbeit und Ausschöpfung der Softwaremöglichkeiten einen globalen Wissenszuwachs ermöglichen und das eigene Unternehmen weltweit mit möglichen Mitarbeitenden verknüpfen. Ein endloses Meer an Möglichkeiten.

Warum New Work?

Die Tech-Giganten machen es uns vor: sie boomen! Zwei der weltweit größten Unternehmen haben veröffentlicht, wie stark ihr Wachstum durch die zunehmende Digitalisierung gestiegen ist. Apple konnte ein Wachstum von 54% und Facebook von sogar 78% vorweisen15. Die digitale Transformation ist nicht mehr auf dem Weg zu uns, sie ist längst angekommen.

Zwar wird oft darüber diskutiert, ob man aufgrund dieser und weiterer Zahlen nicht zu 100% auf digitale Arbeit setzen sollte. Wer braucht denn schließlich noch ein Büro? Jedoch gibt es verschiedene Aspekte, die dagegensprechen, das eigene Unternehmen vollständig zu digitalisieren. Zuallererst: Young Potentials wollen nicht vollständig von zuhause aus arbeiten, die wollen socializing, neue Leute kennen lernen und das nach einer durchzechten Büronacht pünktlich abgegebene Projekt im Büro zusammen mit Pizza feiern. Ohne ein Büro verlieren Sie die jungen Talente; ohne Homeoffice jedoch genauso16. Hybrides Arbeiten wird gefordert.

Auch Shared Workspaces, besser bekannt als Co-Working-Space, können eine Alternative zwischen digitalem und analogem Bürodasein darstellen17. Somit kann jede:r für sich selbst entscheiden, wann das Büro betreten oder verlassen wird. Es spart Kosten und es ist den Mitarbeitenden nicht nur möglich sich untereinander kennenzulernen, sie können ebenso eine gemeinsame Unternehmenskultur aufbauen. Diese wird von allen Mitarbeitenden enorm geschätzt – altersunabhängig. Unternehmen sollten sich jedoch bewusst sein, dass ein Co-Working-Space eine andere Message an Kund:innen sendet, als ein eigenes Büro oder ein vollständig digitales Arbeiten. Hier sollte jedes Unternehmen selbst entscheiden, was für die eigenen Verkaufszahlen die richtige Message ist. Denn schlussendlich dreht es sich doch genau darum: die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens.

Beim New Normal wird außerdem der Output wichtiger. Wenn die Mitarbeitenden nicht nur zwischen Homeoffice und Büro, sondern gleich global verstreut sitzen, muss ergebnisorientiert gearbeitet werden18. Die Leute, die sich also nur auf den Ergebnissen anderer ausruhen, werden es zukünftig schwerer haben.

Unternehmen sollten ihren Mitarbeitenden die Chance geben, selbst zu entscheiden, wie sie am produktivsten arbeiten. Manche brauchen die vollständige Ruhe der eigenen vier Wände, andere brauchen Menschen, die einen motivieren. Wieder andere brauchen eine Teamatmosphäre oder einfach Gesellschaft, um eine positive Moral beibehalten zu können19. Bei der Telearbeit muss jedoch klargestellt werden: Zwar erleichtert es eine Work-Life-Balance oder ermöglicht sogar eine Work-Life-Blend, jedoch wird die Arbeit von Zuhause erschwert, wenn beispielsweise neben der Arbeitszeit auf Kinder aufgepasst werden muss. Außerdem führt das Arbeiten von Zuhause schnell zu einem Work-Overload; der Situation, wenn man die Arbeit nicht mehr aus dem Kopf bekommt und doch nochmal schnell an den Schreibtisch nebenan muss. Manche verpassen den Moment, die Arbeit Arbeit sein zu lassen und sich in ihrer Freizeit den wichtigen Dingen im Leben zu widmen: der Familie. Dies führt nicht selten zu Stresssymptomen, sondern ebenfalls zu familiären Auseinandersetzungen.20

Was bringt New Work wirklich?

Ob Arbeit 4.0, New Work oder gleich New Normal. Es geht doch immer und das Gleiche: Wettbewerbsvorteile schaffen21. Da bei New Work der Fokus auf dem Menschen liegt, sollten sich Führungskräfte lieber gestern als morgen darüber klar werden, dass der Großteil des Wissens in den Köpfen der Mitarbeitenden steckt – das teuerste Kapital was ein Unternehmen vorzuweisen hat. Bei Leadership in New Normal Zeiten muss daher das Skill Management gefördert werden. Ein lebendiger Wissenstransfer! Welches Wissen ist vorhanden? Wer kann was? Wer benötigt Unterstützung?

Dafür muss im Unternehmen eine Balance zwischen Innovation und Effizienz gefunden werden. Es müssen (Frei-)Räume zu Verfügung stehen und ein Raum für Innovation, Vorschläge und Lösungen geschaffen werden. Ideal für diese Art der Unternehmensführung ist die Bottom-Up Kultur, welche Kommunikation und Kollaboration fördert.²²

Aber, warum New Work? Ganz einfach: Mitarbeitende fühlen sich wirksamer, bedeutsamer, kollaborativer. Sie sind glücklicher, motivierter und produktiver; weisen ein höheres Commitment und eine niedrigere Fluktuation auf.23 Mitarbeitende, die eine hohe Selbstreflektion aufweisen, werden sich leichter in New Work Methoden zurechtfinden24.

Was bleibt?

Doch Theorien und Ausnahmesituationen mal dahingestellt. Was ist das, was am Ende bleibt, wenn der so sehnlich erwartete Normalzustand eintreten sollte? Die alten Arbeitsweisen werden nicht zu 100% zurückkehren25; die wenigsten möchten in die Prä-Corona-Arbeitswelt zurück26.

Die 30-Stunden-Woche wird das neue Vollzeit. Bewiesenermaßen macht eine verkürzte, dafür jedoch mit der für beide Seiten profitablen Flexibilität kombinierte, Woche produktiver und lässt Krankheitsfälle fast verschwinden.27 Das New Normal ist von konzentrierten Deep-Work-Phasen geprägt und wird von digitalen Konferenzen und einzelnen Tagen im Büro unterstützt. Somit sind alle Faktoren vereint: Digitalisierung, Flexibilität, Selbstbestimmung und Sozialisierung. 28

Unternehmenswerte können gelebt und ein Wir-Gefühl kreiert werden. Also, was bleibt? Klar geworden ist, New Work wird bestehen bleiben und somit zum New Normal werden29. Außerdem kann durch die fortschreitende Digitalisierung auf Geschäftsreisen verzichtet werden (wenn möglich), was nicht nur einen zeitsparenden Faktor mit sich bringt, sondern ebenfalls einen umweltschonenden30. Außerdem wird sich das Konsumverhalten verändern (New Shopping)31. Bereits jetzt achten viele Konsument:innen verstärkt auf Langlebig- und Zeitlosigkeit von Produkten und der eCommerce gewinnt zunehmend an Bedeutung. Ein paar Klicks und schon morgen kommt die Ware nachhause geliefert32. Auch das Gesundheitsbewusstsein der Menschen ändert sich (New Health)33. Es wird vermehrt auf Bewegung und Ernährung geachtet, sowie auf Nachhaltigkeit und Umweltfaktoren der Lebensmittelherstellung. Der gesündere Lebensstil ist immer mehr am kommen. Was jedoch im Endeffekt langfristig bleiben wird und wie nachhaltig die New Normal Organisation ist, wird sich mit der Zeit zeigen.34

Quellen

[1][4][5][7][8][9] https://www.tandemploy.com/de/blog/buzzword-oder-chance-new-work-in-unternehmen/

[2][10][12][13][14][21][22][23] https://www.brainymotion.de/blog/das-new-normal-wie-wir-physische-distanz-mit-kommunikativer-naehe-ueberwinden-ein-kommentar-von-nils-gutsche

[3][26] https://www.trendreport.de/new-work-new-normal/

[6][24][34] https://hrtoday.ch/de/article/wie-new-work-zum-new-normal-wird

[11] https://t3n.de/magazin/new-normal-arbeitsplatz-corona-unternehmen-250138/

[15][16][17][17][19][20][30][32] https://www.biznews.com/thought-leaders/2021/05/14/new-normal-post-covid

[25] https://www.mckinsey.com/featured-insights/leadership/from-thinking-about-the-next-normal-to-making-it-work-what-to-stop-start-and-accelerate

[27][28] https://www.zukunftsinstitut.de/dossier/megatrend-new-work/

[29[31][33] https://www.horizont.net/planung-analyse/nachrichten/new-normal-welche-trends-bleiben-nach-der-corona-krise-183568

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